Frau.Macht.Kirche – Eine Institution gerät ins Wanken

Dokumentation, Reportagen | März 2021

Die katholische Kirche ist in Bewegung und es sind oft Frauen, die die aktuellen Strukturen in Frage stellen und Reformen einfordern. Vier solcher Frauen porträtieren wir in unserem Film, vier Frauen, die mitgestalten und verändern wollen.

Doris Bauer aus Köln zum Beispiel. Sie war jahrzehntelang fest in der Institution verwurzelt, will bereits als junges Mädchen Ministrantin werden. Die Veröffentlichung der großen Missbrauchsstudie im Jahr 2018 erschüttert ihren Glauben an die Institution Kirche – doch sie bleibt. Auch wegen Maria 2.0, jenem bundesweiten Bündnis von Frauen, die sich 2019 zum ersten Kirchenstreik verabreden. Doch im Sommer 2020 tritt sie nach monatelanger Überlegung aus der Kirche aus. „Wenn ich austrete, trete ich laut aus“, sagt Doris Bauer. Wir begleiten Doris Bauer im ersten halben Jahr nach ihrer für sie so schwierigen Entscheidung.

Oder Antonia Papenfuhs, genannt Toni. Die 22jährige aus Obertshausen fühlt sich zur Priesterin berufen, sie ist eine von 150 Frauen, die im frisch erschienen Buch „Weil Gott es so will“ von ihrer ganz persönlichen Berufungserfahrung zu Priesterin oder Diakonin berichten. Wir begleiten Antonia Papenfuhs auf ihrer Suche: sie entschließt sich, evangelische Theologie zu studieren und macht ein Praktikum bei einer evangelischen Pfarrerin. Und sie ist neben ihrem Studium immer wieder für Maria 2.0 unterwegs. Überzeugt, dass Gott für sie einen Weg vorgesehen hat.

Und da ist Angelika Pohler, 75. Die Künstlerin aus Leipzig hat schon viele Kämpfe ausgefochten. Während der DDR-Zeit konnten sie und ihr Mann Konrad in der Nische der katholischen Kirche die Revolution mitgestalten, im Sinne des Wortes: Angelika Pohler entwirft Flugblätter, Postkarten und Plakate. Die friedliche Revolution läutet das Ende des DDR-Regimes ein. Hilft diese Erfahrung, um auch Veränderungen für die Kirche zu erwarten? „Wir brauchen einen langen Atem“, meint Angelika Pohler, aber die Hoffnung gibt sie nicht auf.

Und schließlich ist da Sr. Maria Stadler. Die 50jährige ist Ordensschwester bei den Missionarinnen Christi in München und arbeitet beim Synodalen Weg. Als eine von zehn Ordensleuten engagiert sie sich bei diesem auf zweieinhalb Jahre angelegten Diskussionsprozess um eine Neuausrichtung der katholischen Kirche. Insgesamt sind 230 Synodale aus allen Lebens- und Gesellschaftsbereichen vertreten. Anfangs ist sie skeptisch, ob der Synodale Weg überhaupt etwas bewegen wird, doch während der Debatten erlebt sie eine offene und grundsätzlich veränderungsbereite Gesprächskultur.

Vier Frauen, ein Ziel: Veränderungen in der katholischen Kirche anzustoßen, voranzutreiben, durchzusetzen. Toni Papenfuhs, Doris Bauer, Schwester Maria Stadler und Angelika Pohler stehen stellvertretend für eine zunehmende Zahl von Frauen (und Männern!), die ihre Unzufriedenheit über die katholische Kirche zum Ausdruck bringen. Sie resignieren nicht, sie agieren, sie kämpfen, rebellieren, protestieren.

Buch und Regie: Johannes Rosenstein
Kamera: Denis D. Luethi

Sprecherin: Cordula Senfft
Musik: Florian Bald, Boris Laible
Schnitt: Jörg Becker
Tonmischung: Mars13
Postproduktion: Fabian Spang
Redaktionelle Mitarbeit ZDF: Enza Ober
Produktionsleitung IFAGE: Katharina Bork
Produktionsleitung ZDF: Petra Ziegler
Producer: Melanie Weiß
Produzent: Andrea Haas-Blenske, Volker Schmidt-Sondermann
Leitung: Jürgen Erbacher

Erstausstrahlung: Ostermontag, 5.4.2021 um 18.15